simulierte Temperaturverteilung in einer Eruptionsäule mit Aschenstrom

PD Dr. Ulrich Knittel:
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'Als die Sonne erlosch'
535 n. Chr.: Eine Naturkatastrophe verändert die Welt

von David Keys

1999 K. Blessing Verlag
415 Seiten, 16 Abbildungen
als Taschenbuch: 10.00 Euro, gebunden 22.45 Euro
ISBN 3-89667-035-2

Offenbar vergriffen; vielleicht hier noch zu haben!
War das 'finstere Mittelalter' die Folge eines Vulkanausbruchs? Löste die dadurch ausgelöste Klimakatastrophe Epidemien und Völker-wanderungen aus?

Das jedenfalls meint David Keys, ein englischer Wissenschafts-journalist. Akribisch trägt er Daten, die auf eine Klimakatastrophe in der Mitte des 6. nachchristlichen Jahrhunderts deuten zusammen. Dazu gehören Pestepidemien ebenso wie Hungersnöte. Diese lösten nach Meinung des Verfassers Völkerwanderungen und Machtverschiebungen aus, die sich zum Teil bis heute auswirken. So glaubt er zum Beispiel die endgültige Verdrängung der alten Briten durch die Angelsachsen darauf zurückführen zu können, dass erstere durch ihre Handelskontakte mit dem Mittelmeerraum einer Pestepidemie ausgesetzt waren. Dadurch wurde die britische Bevölkerung so dezimiert, dass sie der angelsächsischen Expansion keinen Widerstand mehr entgegen setzten konnten. Auch Paris wurde nach Auffassung von Keys erst in Folge der Pestepidemien zum Zentrum der französischen Reiche: Der Mittelmeerraum verlor seine Bedeutung teilweise durch die Entvölkerung durch die Pest. Weitere Beispiele dafür, wie es im 6. Jahrhundert zu Umbrüchen kam, findet keys auf allen Erdteilen.

Aber auch die von der modernen Wissenschaft untersuchten Klimaarchive wie Eiskerne aus Grönland, der Antarktis und von südamerikanischen Gletschern, Braumringchronologien und bestimmte Seesedimente deuten auf ein turbulentes Klimageschehen in der fraglichen Zeit.

Im letzten Kapitel geht Keys der Frage nach, was passieren könnte, wenn sich ein vergleichbarer Ausbruch heute ereignen würde. Ist das realistisch? Wir wissen es nicht, aber Vulkanologen halten es für möglich, dass unter dem Yellowstone Park, unter den Phlegräischen Feldern bei Neapel, in Rabaul (Papua Neu Guinea) und unter dem Long Valley (Kalifornien) Zeitbomben ticken. Und interessanterweise kommt Keys zu dem Schluss, das die sogenannte Dritte Welt zwar schlimmeren Folgen ausgesetzt wäre, dass sich jedoch das globale Kräfteverhältnis letztendlich zugunsten dieser Region verschieben würde.

Das Buch ist nicht leicht zu lesen. Zum einen wird der Leser Schilderungen wirklich grauenhafter Epidemien ausgesetzt, und zum anderen der Geschichte zahlloser Kriege.

Fazit: Ein lesenswertes Buch für geschichtlich und vulkanologisch interessierte Leser. Ob die vorgetragene Hypothese einer Überprüfung standhält, wird die Zukunft zeigen.

Dr. Ulrich Knittel