simulierte Temperaturverteilung in einer Eruptionsäule mit Aschenstrom

PD Dr. Ulrich Knittel:
Vulkanismus.de
Buchbesprechung

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Titel 'Das Jahr ohne Sommer,
Die grossen Vulkanausbrüche der Menschheitsgeschichte und ihre Folgen'

von Jelle Zeilinga de Boer und Donald Theodore Sanders

Magnus-Verlag

Euro 12,95
ISBN 3-88400-412-3

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In diesem Buch schildern die Autoren, der Geologe Jelle de Boer, der vor kurzem durch seine Untersuchungen über das Orakel von Delphi einiges Aufsehen erregte und Theodore Sanders, neun mehr oder weniger berühmte (bzw. berüchtigte) Vulkanausbrüche. Dazu gehören der Ausbruch des Krakatau, der Montagne Pelée, des Vesuv im Jahre 79 n. Chr. Etwas allgemeinere Kapitel sind den Vulkaninseln von Hawaii und den Vulkanen von Island gewidmet. Diesen Fallschilderungen voraus geht ein kurze Abriss der Vulkanologie.

Im Gegensatz zu mehr 'konventionellen' Darstellungen von Vulkanausbrüchen beschreiben die Autoren in diesem Buch auch, warum es grade an den betreffenden Stellen zu Vulkanismus kommt und untersuchen, welche geschichtlichen und/oder kulturellen Auswirkungen die Eruptionen hatten. Beides ist selten in anderen Büchern zu finden und macht den besonderen reiz dieses Buches aus. Da das Buch aus mehrfach abgehaltenen Vorlesungen hervorgegangen ist, ist es sehr klar geschrieben und enthält keine oder nur wenige Fehler (ich habe jedenfalls keine gefunden) und ist daher ausge-zeichnet als schnelle Referenz geeignet.

Dieses sehr interessante und eher ungewöhnliche Buch leidet leider an einer etwas 'holprigen' bzw. manchmal unangemessenen Übersetzung. In manchen Fällen führt das sogar dazu, dass der Text schwer verständlich wird: So heißt es über Island "Die Strömungen unterhalb des Meeresspiegels , ... , sind noch älter." [S. 96] Gemeint sind die älteren Lavaströme (beides im Englischen 'flows'). Eher lustig ist der Satz "Was die Blase von sich gab, war einmal groß und einmal weniger groß" [S. 96] Gemeint ist hier, das die Magmaproduktion im Manteldiapir zeitlich variabel war. Und die Übersetzung von 'hot spot' mit 'heiße Blase' ist auch sicher unglücklich; ich ziehe es vor von 'Manteldiapiren' oder 'Mantelplumes' zu sprechen. Überhaupt, das Kapitel über Island hat es in sich: Auf S. 94 wird Island mit Grönland verwechselt und auf S. 116 wird die Magmaförderrate von Heimaey mit "40 bis 50 Kubikkilometern pro Sekunde" angegeben; bei dieser Förderrate (144.000 km3 pro Stunde!) hätte die kleine Insel schnell die Ausmaße von Island erreicht. - Über den Vesuvausbruch des Jahres 79 n.Chr. erfährt der Leser, dass "Die feineren Partikel von Asche und Staub, die auf der Feuersäule ganz oben waren ... bis nach Nordafrika [gelangten]" [S. 71], was wohl besagen soll, dass die feinen Staubpartikel, die die Schirmregion der Eruptionssäule erreichten, die lange Reise nach Nordafrika antraten. Und die Ablagerungen von Aschenströmen als 'Brandung' zu übersetzen [Abb. 3-6] ist auch sicher nicht angemessen. Diese kleine Auswahl soll hier genügen.

Ich möchte an dieser Stelle einmal betonen, dass ich nicht aus Spaß an den Übersetzungen 'herummeckere'. Vielmehr ist es einfach ärgerlich, wenn man einen unbeholfen übersetzten Text liest und zudem ist mancher Leser vermutlich überfordert, wenn er raten muss, was da eigentlich gemeint ist. Daher kann ich Übersetzern nur empfehlen, im Zweifelsfalle das ausgezeichnete Buch von Hans Schmincke zu konsultieren (ich selbst mache dies nicht anders!).

In dem Buch findet sich zu jedem Vulkan(-gebiet) eine Karte, sowie einige Schwarz-Weiß-Bilder. Die sehr klar gezeichneten Karten erleichtern dem Leser das Verständnis der geologischen Verhältnisse sehr.

Fazit: das Buch bietet eine lesenswerte Darstellung der bedeutensten Vulkanausbrüche der Menschheitsgeschichte. Der Laie erfährt viel darüber, warum es überhaupt Vulkanausbrüche gibt und welche Folgen diese für die Menschheit (möglicherweise) hatten. Erfreulich ist auch der Preis von 12,95 Euro! Bleibt zu hoffen, dass vor einem möglichen Nachdruck, der dem Buch zu wünschen ist, der Text sorgfältig lektoriert wird.

Dr. Ulrich Knittel