simulierte Temperaturverteilung in einer Eruptionsäule mit Aschenstrom

PD Dr. Ulrich Knittel:
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Buchcover 'Kilimandscharo - Der weiße Berg Afrikas'

von Werner P. Lange

AS Verlag

Euro 39,80
ISBN 3-909111-16-5

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Der höchste Berg Afrikas, der Kilimandscharo, ist ein Vulkan. Gegenwärtig wird der fast 6000 Meter hohe Berg jedes Jahr von Tausenden von Touristen erstiegen, da ein Aufstieg keine alpinistischen Erfahrungen verlangt. Da erstaunt es fast zu lesen, dass dieser Berg erst Ende des 19. Jahrhunderts bestiegen wurde.

Das vorliegende Buch beschreibt in einigem Detail die Erforschungs- geschichte und den 'Kampf um den Gipfel' dieses Berges. Dabei erfährt der erstaunte Leser, dass vor gut 150 Jahren die Vorstellung eines schneebedeckten Gipfels im äquatornahen Afrika in der 'gelehrten Welt' teilweise nur zu Spott Anlass gab. Aber schon 41 Jahre, nachdem der erste Europäer den Berg gesehen hatte, erreichten Hans-Meyer und Ludwig Purtscheller 1889 im zweiten Anlauf den Gipfel und beseitigten damit jeden Zweifel an der Tatsache, dass der Berg von Gletschern bedeckt wird.

Die zweite Besteigung des Gipfels erfolgte erst 1909 und illustriert, wie auch die frühen vergeblichen Versuche einer Gipfelbesteigung, die Schwierigkeiten der frühen Expeditionen zum Gipfel von Afrika vorzudringen. Eine der Hauptschwierigkeiten war dabei, den Gipfelbereich überhaupt zu erreichen. Der - aus alpinistischer Sicht - relativ problemlose Aufstieg führte oft zu mangelnder Akklimatisation an die große Höhe. Hinzu kam, dass die Gletscher weitaus ausgedehnter waren, als sie es heute sind und damit ein großes Hindernis beim Aufstieg darstellten.

All dies wird ausführlich vor dem Leser ausgebreitet, wobei der Autor, Werner Lange, nicht selten die Protagonisten selbst ausführlich zu Wort kommen lässt; haben doch die meisten von ihnen ausführliche Reiseberichte hinterlassen. Die Lektüre ist daher oft ausgesprochen spannend.

Ein eigenes Kapitel ist einem 'vulkanologischen Exkurs' gewidmet. Hier wird eine kurze Darstellung des geotektonischen Rahmens, in dem dieser Vulkan liegt, geboten, sowie eine Zusammenfassung der Eruptionsgeschichte der drei Vulkane, die das Kilimandscharo-Massiv bilden. Dennoch bleibt diese Kapitel recht blass. Der Leser erfährt nichts über die Zusammensetzung der Magmen (Basalte bis Nephelinite; im Gipfelbreich Phonolithe), nichts über dieTatsache, dass der Vulkan - anders als Hawaii und Ätna - sehr exolosive Ausbrüche erlebt hat oder über die Tatsache, dass der Vulkan - ähnlich wie der Ätna - von zahlreichen parasitären Eruptionszentren übersäht ist. Allerdings muss zugegeben werden, dass es nur wenig neue Informationen gibt und auf einer der Geochemie gewidmeten Web-Seite erstaunt festgestellt wird, dass der höchste Berg Afrikas vergleichsweise schlecht erforscht ist.

Der Text wird abgerundet durch Kapitel über den Kilimandscharo in der Literatur und Kunst und eines über die aktuellen Aufstiegsrouten. Dazu kommen eine Zeittafel, die die wichtigsten Ereignisse noch einmal zusammenfasst und neuere Ereignisse, die im Text nicht beschrieben werden ergänzt, sowie zwei Seiten praktische Tipps für den zukünftigen Bergtouristen.

Das Buch wird durch zum Teil atemberaubend schöne Fotos illustriert. Ergänzt werden diese durch historische Fotos und andere historische Darstellungen. Auch einige Karten fehlen nicht. Diese Karten reichen jedoch nicht aus, die im Detail diskutierten Routen einzelner Forscher zu nachzuvollziehen. Oder es nachzuvollziehen, wenn die Behauptungen einiger 'Möchte-gern-Gipfelstürmer' als nachweislich falsch beschrieben werden.

Kurzum, das Buch bietet einen umfassenden Überblick über die Besteigungsgeschichte des höchsten Berges Afrikas. Vulkanologische Informationen sind dünn gesät, aber das war wohl auch nicht das Interesse des Autors, wenngleich er dem Thema ein ganzes Kapitel widmet. Jemanden, der sich für die Forschungsgeschichte Afrikas interessiert, oder für den Kilimandscharo im Speziellen, wer abenteuerliche Forschungsreisen gerne im bequemen Sessel verfolgt oder wer gar selbst den Berg selbst besteigen will, dem sei dieses schöne Buch wärmstens empfohlen!

Dr. Ulrich Knittel